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Wie hart Trumps Maßnahmen auch Österreich treffen

von Max

Unter den vielen schlechten Nachrichten gibt es auch eine gute: Die europäische Autoindustrie ist „dank“ der US-Zölle von 25 Prozent zwar massiv betroffen von Donald Trumps Wirtschaftskrieg mit der ganzen Welt. Doch zumindest Österreichs so wichtige Autozulieferindustrie ist jetzt nicht noch einmal betroffen.

Der Grund ist simpel: Autos sind ausgenommen von Trumps neuen Zöllen von 20 Prozent auf Waren aus der EU, weil der US-Präsident die spezifischen Autozölle von besagten 25 Prozent bereits in der Vorwoche verordnet hat. 

In diesem Fall werden die Zölle nicht einfach addiert, sondern es gilt laut Handelsexperten der jeweils höhere Zoll. Damit enden die guten Nachrichten auch schon wieder. 

Größeres Minus

Bitter ist vor allem, dass sich durch die US-Importzölle, die Österreichs Industrie und Exportwirtschaft hart treffen, die Rezession im Land weiter vertiefen wird. Davon gehen IHS und WIFO in ersten Berechnungen noch ohne die geplanten Gegenmaßnahmen der EU aus. Das sagte Außenhandelsexperte Harald Oberhofer bei einem Austausch zu Trump und den Folgen mit Industrie-Präsident Georg Knill und Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer.

Das IHS rechnet mit einem Zusatz-Dämpfer von 0,2 Prozent für Österreichs Wirtschaft, das WIFO gar mit 0,35 Prozent. Die Folge ist klar: Schrumpft die Wirtschaft noch stärker als bisher ohnehin angenommen, verschärft das die Situation beim Budget oder auf dem heimischen Arbeitsmarkt.

Die konkreten Auswirkungen auf Preise und Verbraucher sind hingegen noch unklar. IHS-Handelsexperte Klaus Weyerstrass sieht derzeit „kaum“ einen Effekt auf die Inflationsrate. Wird Europa aber noch stärker mit Billigwaren aus China überschwemmt, weil der US-Markt für chinesische Exporteure aufgrund der hohen Zölle nicht mehr lukrativ ist, könnten hier die Preise sogar sinken. Führt die EU jedoch massiv Gegenzölle ein, könnten im Sinne einer Eskalationsspirale auch in Europa die Preise steigen, befürchtet WIFO-Chef Gabriel Felbermayr. Das würde auch für Verbraucher in Österreich spürbare Auswirkungen haben.

Digitaler Konter

Hattmannsdorfer wird sich am Montag mit seinen Amtskollegen in Luxemburg über die Gegenmaßnahmen der EU austauschen. Er plädiert klar dafür, der USA bei Waren aus republikanischen Bundesstaaten weh zu tun und auch Maßnahmen gegen US-Digitalkonzerne zu ergreifen. Damit will Hattmannsdorfer Trump „an den Verhandlungstisch“ zwingen. Gerade im Digitalbereich ist aber Kreativität nötig, man kann nicht einfach einen Euro pro Mausklick verlangen. Felbermayr schlägt etwa eine EU-weite Umsatzsteuer auf digitale Werbeeinnahmen vor. Hattmannsdorfer kann sich vorstellen, die Regularien in den EU-Verordnungen Digital Services Act und Digital Markets Act zu verschärfen.

USA hauptbetroffen

Größer als den Wirtschaftsschaden für Europa und Österreich schätzt Oberhofer übrigens jenen für die USA ein. Dort werde die Wirtschaftsleistung um zwei Prozent sinken, die Exporte um 24 Prozent. „Gleichzeitig wird es einen massiven Druck auf die Inflation in den USA geben.“ Konkret werden die Zölle jeden US-Haushalt etwa 5.000 US-Dollar pro Jahr kosten, warnte ein Experte auf CNN.

Zur Erklärung: Ein Importzoll funktioniert wie eine Steuer. Der Zoll muss vom importierenden US-Unternehmen bezahlt werden. Wahrscheinlich ist, dass die höheren Kosten an die Konsumenten weitergereicht werden. Beispiel VW: Der Autobauer wird in seinen US-Autohäusern die neuen Autozölle als eine „Importgebühr“ auf den Preisschildern ausweisen.

Dennoch ist Trump offenbar wild entschlossen, an den Zöllen zunächst festzuhalten. Er will damit seine America-First-Politik durchsetzen, also Konzerne zu mehr Produktion in den USA zwingen und auf diesem Weg auch das Handelsbilanzdefizit reduzieren. Was er nicht dazu sagt, ist, dass das US-Handelsdefizit nur im reinen Warenbereich so groß ist – nämlich mehr als 150 Milliarden Euro mit der EU. Rechnet man Waren und Dienstleistungen zusammen – hier fallen US-Tech-Giganten wie Facebook, Google etc. hinein – ist das US-Handelsbilanzdefizit nur noch 48 Milliarden groß. Und das entspricht lediglich rund drei Prozent des gesamten Handels zwischen den USA und Europa.

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