Startseite Wirtschaft Wie es ihnen 5 Jahre nach der Pandemie geht

Wie es ihnen 5 Jahre nach der Pandemie geht

von Max

Pflegekräfte, Reinigungskräfte und Müllentsorger, Supermarktangestellte, Zusteller bei Lieferdiensten oder Polizistinnen und Polizisten:  Die Pandemie rückte ganze Berufsgruppen in den Vordergrund, die sonst eher im Hintergrund agieren. Es waren Tätigkeiten, die zur Versorgung mit allem Überlebensnotwendigen während der Lockdowns notwendig waren. 

Die so genannten „systemrelevanten Berufe“ umfassten laut einer Erhebung der Arbeiterkammer (AK) rund 1,4 Millionen Menschen.  Fast zwei Drittel (61 Prozent) der Beschäftigten sind Frauen, 22 Prozent haben eine ausländische Staatsbürgerschaft, 31 Prozent Migrationshintergrund. 

„Es sind vor allem Frauen und Migrantinnen, die das Land am Laufen halten und funktionieren, damit alles andere funktioniert“, fasst AK-Präsidentin Renate Anderl die nicht exakt definierte Gruppe der „systemrelevanten Berufe“ zusammen. 

Applaus, Applaus – und jetzt?

Die Gruppe erhielt während der Pandemie viel Applaus und mediale Anerkennung. Aber wie sieht es jetzt, fünf Jahre später aus? Eine Folgestudie von Foresight im Auftrag der Arbeiterkammer Wien zeigt ein ganz anderes, recht düsteres Bild: Der Applaus wurde demnach nicht in Geld und Wertschätzung umgewandelt. Die gesellschaftliche Anerkennung ist nicht nur ausgeblieben, sie hat sich teils sogar ins Gegenteil verkehrt. 

Die Studie basiert auf Umfragen des Österreichischen Arbeitsklima Index und des Demokratiemonitors.

Nach wie vor im Ausnahmezustand

Statt der von Politik versprochenen Verbesserungen, arbeiten die Menschen in systemrelevanten Berufen ungebrochen im Ausnahmezustand. Die Arbeitsbedingungen haben sich während der Pandemie teils verschlechtert oder  blieben schlecht, anstatt dass es Verbesserungen gegeben hätte.

Zu den größten Problemfelder zählen in dieser Gruppe vor allem schlechte Bezahlung, überlange Arbeitszeiten, fehlende Planbarkeit und schlechtes Arbeitsklima. „Vor der Pandemie mussten 15 Prozent Überstunden leisten, jetzt ist es ein Viertel“, fasst Forsight-Studienautor Schönherr zusammen. 

Geringe Wertschätzung

Die Wertschätzung, die den systemrelevanten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch Medien und Politik zuteilwurde, erlebten diese eher als „Marketinggag“, ihre „Systemrelevanz“ als „Zwangsverpflichtung“, schildert Foresight-Studienautor Daniel Schönherr. Dies würden Interviews zeigen, die die Studienautoren mit Betroffenen durchgeführt haben. In Summe hätte nur knapp die Hälfte der Betroffenen   den Eindruck, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird. Bei den Reinigungskräften, Berufsfahrer und Zustellern geben nur 25 Prozent an, dass ihre Arbeit wertgeschätzt werden.

„Klassenunterschiede spielen eine größere Rolle als Systemrelevanz“, interpretiert Schönherr. Weil für die meisten dieser Berufe keine höhere Ausbildung erforderlich ist, fühlen sich die Betroffenen ausgegrenzt und auch von der Politik nicht wirklich vertreten. Nur ein Drittel glaubt, dass ihre Anliegen im Parlament vertreten werden. 

AK-Präsidentin Renate Anderl

Anderl: Pflegenotstand wird sich verschärfen

Wegen der fehlenden Wertschätzung etwa in den Pflegeberufen, werde sich der Pflegenotstand weiter verschärfen warnt AK-Präsidentin Anderl.  Viele Pflegekräfte würden schon vor Erreichen des Pensionsalters dem Beruf den Rücken kehren. Die Anerkennung der Pflegeberufe als Schwerarbeit sei daher ein erster, wichtiger Schritt, dem weitere folgen müssten. „Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Arbeitsbedingungen verbessern und ihnen ein positiveres Image geben“, so Anderl. 

Konkrekt nennt sie folgende Punkte:

Bessere Bezahlung: Der mittlere Monatslohn der systemrelevanten Arbeitnehmer/innen lag 2022 bei 2.850 Euro brutto, das ist um rund 400 Euro niedriger als in anderen Berufsgruppen.

Mehrarbeitszuschlag von 50 Prozent: „Teilzeitkräfte dürfen nicht billige Manövriermasse für die Arbeitgeber sein. Der Mehrarbeitszuschlag muss gleich hoch sein wie die Überstundenzuschläge und ab der ersten Stunde gelten“, so Anderl. 

Recht auf Vollzeit: Vollzeitstellen sollen erst Teilzeitkräften im Betrieb angeboten werden, bevor sie extern ausgeschrieben werden.

 

 

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