Wenig Veränderung mit Speicher
Familie Seidel lebt in einem eigenen Haus in Niederösterreich. Sie besitzt eine Photovoltaikanlage, hat einen Pool und ein E-Auto und richtet ihren Verbrauch „grob nach günstigen Zeiten aus“. Die Umstellung von einem fixen Tarif auf den dynamischen sei der Familie nicht schwer gefallen und nun „sind alle happy, weil wir uns im letzten Jahr bei Strom über 500 Euro gespart haben“. Im Schnitt habe man in den vergangenen Monaten 7,5 Cent/kWh bezahlt.
Familie Gutscher aus Tulln hat ein Haus mit PV-Anlage, Wärmepumpe und E-Auto. Sie setzt voll auf ein Smart-Home-System. Durch Kombination mit einem Batteriespeicher ist man beim Betrieb von Haushaltsgeräten zeitlich relativ unabhängig. Das E-Auto wird vollautomatisch zu den günstigsten Zeiten geladen. „Ohne Smart-Home-System wäre die Nutzung von dynamischen Tarifen zwar auch möglich und sinnvoll, aber mit mehr Arbeitsaufwand verbunden“, sagt Herr Gutscher. „Unser Energieverbrauchs-Alltag hat sich wenig geändert.“
Kontrolle per App
Auf welche Preise im Verlauf des nächsten Tages man sich beim Verbrauch einstellen muss, das kontrollieren die meisten Floater-Tarif-Nutzer im Internet oder per App. Ihr Stromanbieter bietet eine App an, aber zu Spotpreisen gebe es in den App-Stores ein größeres Angebot, sagt Herr Z. „Man entwickelt mit der Zeit auch ein Gefühl dafür, wenn grundsätzlich günstige Zeiten sind. Sonntage und Feiertage sind besonders günstig.“
Extremwerte gibt es gelegentlich
Zu manchen Stunden komme man als Floater-Nutzer in den Genuss von Negativpreisen. Das bedeutet, man erhält sogar Geld dafür, dass man reichlich vorhandenen Strom verbraucht. Einmal sei der Strompreis bei minus 40 Cent gelegen, berichtet Familie G. Ausreißer gibt es aber auch noch oben. „Bei einer besonderen Marktsituation hatten wir mal für zwei Stunden 70 Cent/kWh, aber da bekamen wir im Voraus sogar eine Informations-E-Mail“, sagt Herr Seidel.
Ökologie, Erfahrung, Berechnung
Familie G. hat sich für den dynamischen Stromtarif entschieden, weil sie etwas zur Energiewende beitragen wollte: „Also mehr aus einer Öko-Perspektive und weniger, um Geld zu sparen. Wobei die negativen Strompreise natürlich schon ein Faszinosum sind.“ Familie Seidel entschied sich aufgrund der Empfehlung eines Freundes dafür: „Der hat seine Wärmepumpe so programmiert, dass sie sich hauptsächlich zu günstigen Zeiten einschaltet. Er verwendet den Tarif schon seit drei Jahren.“
Bei den Familien Gutscher und Z. standen wirtschaftliche Überlegungen im Fokus und Berechnungen wurden angestellt. „Für mich hat sich herausgestellt, dass die Fixpreistarife beim Strom allesamt eher auf der sicheren Seite für die Anbieter kalkuliert sind“, sagt Herr Z.
Wem ein Floater empfohlen wird
Herr Seidel kommt zum selben Schluss: „Ich empfehle den Tarif eigentlich allen, weil man langfristig immer billiger kommt – zumal man sich die Absicherungskosten der Energieversorgungsunternehmen spart.“ Herr Z. vermutet, „dass wahrscheinlich 95 Prozent der Privathaushalte über ein ganzes Jahr gerechnet mit einem Floater immer besser aussteigen.“ Wenn man absolute Preissicherheit brauche, dann eigne sich ein Floater nicht.
Für Familie Gutscher ist ein Floater-Tarif empfehlenswert, wenn Großverbraucher wie Wärmepumpe oder E-Auto und ein Stromspeicher vorhanden sind, „idealerweise integriert in ein Smart-Home-System, das diese Prozesse vollautomatisch steuert„. Interessierten müsse das Risiko von schwankenden Strompreisen bewusst sein, das nicht der Energieversorger wie bei fixen Tarifen glätte.
Familie G. würde dynamische Strompreise auch empfehlen, „aber es wäre schön, wenn die Anbieter auch eine Light-Variante anbieten würden, mit zwei Preisen pro Tag. Einen für die Stoßzeit, einen für die schwächeren Zeiten. Das würde auch Leute abholen, die nicht täglich am Handy die Preise nachschauen wollen.“