Startseite Politik Wie Trump und Co. den Medien die kritischen Stimmen abdrehen

Wie Trump und Co. den Medien die kritischen Stimmen abdrehen

von Max

Donald Trump fühlt sich fünf Wochen nach Amtsantritt am Zenit seiner Macht. Das bekommen vor allem die Medien zu spüren. Der US-Präsident zieht abseits von laufenden Millionen-schweren Klagen gegen TV-Sender, von denen er sich ungerecht behandelt fühlt, die Schrauben immer weiter an. 

Am Mittwoch liebäugelte er erstmals, bald gegen Journalisten vorzugehen, die aus Informantenschutz-Gründen ihre Quellen anonymisieren. Trump behauptet ohne jeden Beleg, dass es diese Quellen in den meisten Fällen gar nicht gebe. 

So gesehen müssten sich die „Washington Post”-Watergate-Enthüller Bob Woodward und Carl Bernstein für „Deep Throat”, eine zentrale Quelle, hinter der sich in den 70er-Jahren der damalige FBI-Vize Mark Felt verbarg, heute vor dem Kadi verantworten. 

Allein, das Haupstadt-Blatt hat viel größere Probleme. Bei Trumps flächendeckender Attacke auf die Pressefreiheit hält Amazon-Gründer Jeff Bezos, der drittreichste Mann der Welt, den Steigbügel.

Amazon-Gründer und Multimilliardär Jeff Bezos

Als Bezos die Zeitung 2013 für den Schleuderpreis von 250 Millionen Dollar der Familie der legendären Verlegerin Katharine Graham abkaufte, hielt sich der Versandhaus-Milliardär noch komplett aus dem journalistischen Geschäft heraus. Das ist vorbei. 

Aus Angst, von Trump bei seinen auf öffentliche Zuschüsse angewiesenen Raumfahrtgeschäften abgestraft zu werden, hat Bezos dem Meinungs-Ressort der Washington Post enge Grenzen gesetzt. „Persönliche Freiheiten” und „freie Märkte”, das sollen ab sofort die überragenden Kern-Themen für die Kommentatoren sein. Diese selbstredend zu bejahen. „Standpunkte, die diesen Pfeilern entgegenstehen, werden von anderen veröffentlicht”, schrieb Bezos seiner Redaktion in einer Mitteilung. Und bewegte damit den Meinungs-Chef des Mediums David Shipley zum Rücktritt. 

Sturm der Entrüstung

Bezos Anordnung, laut Medien-Professoren „ein schwerwiegender Eingriff in die redaktionelle Unabhängigkeit”, hat intern einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Edelfedern wie David Maraniss wollen keine Zeile mehr schreiben, solange Bezos das Blatt besitzt. Marty Baron, der frühere Chef-Redakteur, erklärte, er könne „nicht trauriger und angewiderter sein”. 

Gründe: Wenn jemand (Siehe Strafzölle, Abschottung, strafrechtliche Verfolgung von Medien und Oppositionellen) gegen „freie Märkte” und „persönliche Freiheiten” agiere, dann doch wohl Donald Trump.

Ein ehemaliger Washington-Post-Redakteur sagte dieser Zeitung: „Bezos hat aus der Katastrophe vor der Wahl nichts gelernt.” Im Herbst 2024 lies der Milliardär ein Ritual schleifen –  ein „Editorial”, das die Wahl der Demokratin Kamala Harris empfahl. Rund 300.000 Leser kündigten darauf hin ihre Abos.

Bezos` Vorgehen passt jedoch in die Zeit.

Während Trumps Vize-Präsident JD Vance die Europäer in München kritisierte, sie mögen auch Hetze und Hassrede als Ausdruck von Meinungs- und Pressefreiheit akzeptieren, kommen gegen die 5. Gewalt im Weißen Haus Methoden zum Tragen, die Reporter-Legenden wie Peter Baker an „Politbüro-Sowjet-Zeiten“ erinnern: Der preisgekrönte New Yorker Times-Korrespondent spielt damit auf den Umstand an, dass Donald Trump den seit über 100 Jahren unabhängig von der Regierung den Medien-Zugang zum Präsidenten regelnden Verband der White House-Korrespondenten gerade entmachtet hat. 

Kritische Geister sind unerwünscht

Ab sofort entscheiden Trumps Pressesprecher, welche Zeitung und welcher Sender dem Präsidenten aus nächster Nähe auf die Finger schauen darf. Botschaft: Kritische Geister unerwünscht. 

Was das für Konsequenzen hat, zeigte gerade Brian Glenn vom rechtslastigen Netzwerk „Real America`s Voice”. Der Partner der republikanischen Skandal-Nudel Marjorie Taylor-Green stellt keine Fragen. Er stellt fest, wie „unfassbar toll“ und erfolgreich Trump sei und sucht dafür bei Regierungssprecherin Karoline Leavitt ständige Bestätigung. 

Die Berücksichtigung von Claqueuren wie Glenn kontrastiert scharf mit der Verbannung der weltweit größten Nachrichten-Agentur „AP” aus dem Weißen Haus. Weil sich AP nach wie vor weigert, Trumps willkürlich angeordnete Umbenennung von „Golf von Mexiko” zu „Golf von Amerika” in ihre Berichterstattung aufzunehmen. 

 

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