Startseite Wirtschaft Wie viel Platz hat Nachhaltigkeit im Profitstreben?

Wie viel Platz hat Nachhaltigkeit im Profitstreben?

von Max

Nachhaltigkeit beginnt – auch in den Unternehmen – bei jedem Einzelnen. Die Climate Hours Initiative von Glacier und KURIER lief das gesamte Jahr über und zielt genau darauf ab: Firmen und ihre Mitarbeiter in Sachen Klimaschutz zu sensibilisieren. Mit zwei Partnerbetrieben diskutieren wir, welchen Stellenwert der Klimaschutz in wirtschaftlich angespannten Zeiten hat und wie sie sich für die Zukunft aufstellen. Darunter Karin Fuhrmann der Steuerberatung TPA und Johann Marchner von Wienerberger.

KURIER: Die Wirtschaftslage ist angespannt. Was beschäftigt Sie in Ihren Unternehmen aktuell am meisten?

Karin Fuhrmann: Ja, das stimmt. Wir haben eine angespannte Wirtschaftslage. Aber gerade in der jetzigen Situation ist es wichtig, zu überlegen, wo meine Märkte sind, wo meine Mitarbeiter sind und wie man sein Unternehmen für die Zukunft positioniert. Und entsprechend klimafit macht. Dazu gehört auch, dass man investiert. Dieses Nachdenken, wie schaut die Wirtschaft in den nächsten Jahren aus, ist für Unternehmen immer essenziell.

Johann Marchner: Die wirtschaftliche Situation ist aktuell alles andere als erfreulich, gerade im Bausektor. Da sehen wir, dass viele der Parameter, die über einige Jahre sehr positiv waren, sich jetzt genau ins Gegenteil umgeschlagen haben. Nichtsdestotrotz: Unseren langfristigen Zielen bleiben wir treu. Das müssen wir. Auch die Investitionen, die wir geplant hatten, setzen wir weiter durch. Nicht zuletzt, um eben auch diese Nachhaltigkeitsthematik für uns weiter zum Leben zu bringen.

Aber welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit aktuell, wo doch so viele andere Themen auch akut sind?

Johann Marchner: Ich glaube, dass die Nachhaltigkeit in unserer DNA verankert liegt. Es ist ein großes Thema, mit dem wir uns nicht erst seit gestern beschäftigen, sondern eben schon viele Jahre zuvor. Da gab es bereits in den Geschäftsberichten der Vergangenheit das Thema Nachhaltigkeit als prominentes Kapitel. Zumindest seit ich jetzt im Hause bin, kenne ich es nicht anders. Und dazu gehört auch, dass wir uns jedes Jahr erweiterte Ziele stecken im Bereich der Nachhaltigkeit. Und das sind eben nicht nur die klassischen Themen, wie wir sie heute kennen, also die Dekarbonisierung oder Kreislaufwirtschaft oder Biodiversität, sondern mehr und mehr auch die sozialen Themen, die uns schon länger, aber jetzt umso mehr, in der Firma beschäftigen.

Sie sagen, bei Wienerberger ist die Nachhaltigkeit in der DNA verankert. Was meinen Sie damit?

Johann Marchner: Wir haben eine Vision, wir wollen einen Dreiklang von Maßnahmen – für den Planeten, für die Menschen und auch für den Komfort. Und diese drei Themenbereiche, dieser Dreiklang, zahlt ein in unsere innovativen, nachhaltigen Lösungen, die Wienerberger für sich in Anspruch nimmt.

Frau Fuhrmann, Sie haben mit Ihrer Steuerberatung mit vielen Unternehmen zu tun. Welche Priorität hat die Nachhaltigkeit aktuell?

Karin Fuhrmann: Gerade die börsennotierten Unternehmen haben das auf ihrer Agenda. Bei den mittelständischen und kleinen Unternehmen ist es natürlich schwieriger. Da haben, glaube ich, schon viele darauf gehofft, dass die Berichtspflicht 2025 anders kommt, dass sie später kommt, dass sie vielleicht gar nicht kommt. Wichtig ist aber, diese Pflicht auch als Chance zu sehen. Als Chance, sich mit seinem Unternehmen einmal aus einer anderen Perspektive auseinandersetzen zu können. Wobei das jetzt ja wieder so mystisch klingt. Es geht um handfeste Faktoren: Eine Risikoanalyse. Wie nachhaltig ist das Geschäftsmodell? Ist es überlebensfähig in der Mittelfrist? Wo sind hier die Chancen und die Risiken? Das sind ja eigentlich Grundzüge der Unternehmensführung, und jetzt gibt es zusätzlich die Verpflichtung, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Ich glaube, es ist wichtig und richtig, gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten auch hierfür Zeit zu finden.

Die Berichtspflicht ist eine neue Auflage ab 2025, Unternehmen müssen dann umfassende Nachhaltigkeitsberichte liefern. Wie viel Wollen und wie viel Müssen ist da dabei?

Johann Marchner: Bei vielen Themen ist es ehrlich gesagt nichts Neues. Themen wie Energieverbrauch, CO2-Fußabdruck – da sind wir ohnehin schon seit langer Zeit dran. Uns beschäftigen aber zunehmend soziale Themen, die für ein Unternehmen in Zukunft wichtig werden. Damit meine ich die Ausbildung, das Training der Mitarbeiter, Diversität, wie man Nachwuchs rekrutiert und die Mitarbeiter in der Firma hält. Das wird zunehmend wichtig, weil es auch auf der Suche nach Mitarbeitern ein entscheidender Faktor ist.

Wie wir hören, ist die Nachhaltigkeit ein sehr breites Feld – von der Umwelt zu Klima und sozialen Themen. Für wie viel Ethik ist denn eigentlich Platz in Unternehmen, die doch auf Profit ausgerichtet sind? Johann Marchner: Die Menschen, die heute für uns arbeiten, haben Ansprüche an ein Unternehmen. Wir haben ihnen gegenüber eine hohe soziale und ethische Verantwortung. Wir leben hier in diesem Land, mit unseren Familien. Da ist unser Fußabdruck schon sehr relevant.

Karin Fuhrmann: Ethik und Wirtschaften – da bin ich ganz davon überzeugt, dass das zusammengeht, weil es eben mittlerweile wirtschaftliche Notwendigkeiten sind. Es ist eine Bewusstseinsänderung da, bei Mitarbeitern und Konsumenten, und es braucht mehr Investitionen, um insgesamt etwas bewirken zu können.

Die Climate Hours Initiative zielt ja genau darauf ab, die Mitarbeiter zu sensibilisieren. Was ist Ihr Resümee, was die Initiative angeht? Johann Marchner: Es ist für uns sehr wesentlich gewesen, das Thema Nachhaltigkeit unseren Mitarbeitern auch noch stärker klar zu machen. Was bedeutet das eigentlich? Weil es sehr, sehr facettenreich ist. Es muss klar sein: egal, in welcher Abteilung man arbeitet, man kann immer einen aktiven Beitrag für die Umwelt und den Klimaschutz leisten. Es ist wichtig, dass wir tatsächlich ins konkrete Tun kommen und nicht nur darüber reden.

Karin Fuhrmann: Für uns war der Vernetzungsgedanke der Climate Hours ein ganz wichtiger Teilaspekt. Die Möglichkeit, durch die Initiative im Unternehmen selbst, aber auch den Stakeholdern zeigen zu können, dass hier Aktionen gesetzt werden und versucht wird, tatsächlich in Sachen Nachhaltigkeit etwas weiterzubringen.

Zuerst Hitze, dann Niederschlag

Die alarmierende Häufung extremer Wetterereignisse unterstreicht die Dringlichkeit, dem  Klimawandel entgegenzuwirken. „So bringt uns die Erderwärmung global, kontinental und national immer näher an die Grenzen des zivilisatorischen Zusammenlebens, verschärft durch ein hausgemachtes Problem: den Bodenverbrauch“, so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger unlängst bei einer Veranstaltung.  

Die Temperaturrekorde der Jahre 2023 und 2024 und die  Naturkatastrophen müssten uns alle wachrütteln.  Die CO₂- Konzentration erreichte 2023 mit 425 ppm in Österreich einen historischen Höchststand, Wien verzeichnete mit 52 Hitzetagen einen neuen Rekord. Zudem hat Österreich in den vergangenen 25 Jahren rund 130.000 Hektar Acker- und Grünland verloren –  das entspricht der gesamten Ackerfläche des Burgenlands.   

KURIER Business Gespräch Nachhaltigkeit:  

Den ausführlichen Talk mit Wienerberger-Chef Johann Marchner und Steuerexpertin Karin Fuhrmann am, Samstag, 16.11., um 19.00 Uhr auf KURIER TV, KURIER.at  

Die Climate Hours sind eine Initiative von Glacier und KURIER. 2025 Jahr starten  wir eine neue Runde mit neuen Unternehmens-Partnern – Infos folgen.

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