Also braucht es den klassischen Karriereplan? Das Stück Papier, auf dem alles festgehalten ist?
Man muss es nicht Schritt für Schritt auf eine Liste schreiben. Meine gelebte Geheimformel für Karriere lautet: Passion plus Aktion plus Reputation. Der erste Schritt für eine erfolgreiche Planung ist also, sich zu fragen: Was erfüllt mich, was ist meine Passion und was will ich tun? Das fällt Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen unterschiedlich leicht.
Je weniger Verantwortung man für sich und andere trägt, desto leichter ist es?
Wenn man noch keine Familie und finanziell geringere Ansprüche hat, ist es sicherlich leichter, seinem Herzen zu folgen. Auf der anderen Seite ist es im jungen Alter auch schwierig, weil man noch gar nicht weiß, wo man hinwill. Ich habe mit 19 auch zur Sicherheit Jus studiert – ich hätte genauso gut an der WU studieren können. Je älter man wird, je mehr Eindrücke man hat, desto eher bekommt man die Vision: Was will ich eigentlich?
Was macht eine Karriere erfolgreich? Das Prestige, die Anerkennung von außen?
Es geht nicht um das Prestige des Jobs, das war früher so. Die Reputation der Person ist das Wichtige – wie werde ich wahrgenommen? Bin ich angestellt, geht es um die Employability, also wie leicht oder gut ich am Arbeitsmarkt nachgefragt bin. Als selbstständige Person geht es darum: Was kann der Mensch, wofür steht er, was sind seine Prinzipien und hat er diese ausreichend kommuniziert? Viele Leute sind in einer Introvertiertheit, die leider nicht gut ist für eine glückliche Karrierebildung.
Inwiefern?
Die Menschen müssen rausgehen, posten, reden, vielleicht nebenbei etwas umsonst machen, damit andere Leute über ihre Expertise Bescheid wissen. Dann kommen die Nachfragen und dann braucht man sich nicht mehr an einen Job dranhängen, sondern hat plötzlich selber eine Karrierereputation und die ist bares Geld wert.
Kann Selbstdarstellung nicht negativ ausgelegt werden?
Jeder, der sich korrekt darstellt, ohne in den Schein und in die Angeberei zu gehen, hat einen massiven Vorteil. Ich habe für meine Außenauftritte, etwa auf Social Media, eine Regel eingezogen: Es muss für die Leser einen Nutzen haben. Natürlich kann ich sagen, dass ich bei einer Konferenz am Panel war. Aber was habe ich dort gesagt oder gelernt, das ich weitergeben kann? Wenn ich mich selbst darstelle und gleichzeitig einen Nutzen für den Rezipienten biete, ist es in Ordnung.
Wie wichtig ist Geld als Faktor für Erfolg?
Geld ist ein notwendiges und wichtiges Nebenprodukt. Das ist in unserem Gesellschaftssystem die Übersetzung für Erfolg in vielen Bereichen. Ich kenne aber fast niemanden, der sich neben dem Faktor Geld nicht mehrmals in der Laufbahn auch die Sinnfrage stellt. Da geht es gar nicht um große Esoterik, sondern darum, dass man sich wohlfühlt, seine Passion auslebt.
Was empfehlen Sie, um der Passion zu folgen?
Man muss nicht immer den harten Cut anstreben und den Job direkt hinschmeißen, sondern vielleicht mit einem Side-Hustle (Nebenjob, Anm.) ausprobieren, ob das Herz wirklich aufgeht. Dann ist die Entscheidung, die Karriere dorthin einzuschlagen, viel einfacher und nachhaltiger.