Wenn es zu den Zöllen kommt, sehen unsere Verträge vor, dass die Einfuhrzölle von den Kunden getragen werden müssen. Wir wissen, dass unsere Kunden intensive Gespräche mit den US-Behörden führen. Die US-Luftfahrtindustrie exportiert 80 Prozent der hergestellten Güter. Es ist für die USA auch ein Exportnachteil, weil es teurer wird.
Dass Kunden zu anderen Zulieferern wechseln, befürchten Sie nicht?
Die Branche hat gegenseitig eine hohe Abhängigkeit. Es gibt US-Technologien, die in europäischen Flugzeugen fliegen und umgekehrt. Bei bestehenden Produkten ist es sehr schwierig, die Wertschöpfung kurzfristig in die jeweiligen Länder zu bringen. Jedes System hat eine Zulassung. Daran hängt auch die Zulassung des Flugzeugs. Zu sagen, wir switchen, ist sehr schwierig.
Wie hoch ist Ihr Exportanteil in die USA?
Er liegt in Nordamerika bei rund 30 Prozent. Da ist auch Kanada dabei.
Sie überlegen den Ausbau der Produktion in den USA, auch weil Sie im Lufttaxi- und Drohnengeschäft mit Wachstum rechnen.
Unser größter Kunde in dem Bereich ist das US-Unternehmen Archer. Wir bauen wichtige Komponenten vom Tragflügel bis zum gesamten Rumpf und auch die Innenausstattung. Die Komponenten kommen derzeit alle aus den Werken in Österreich. Wenn sich die Stückzahlen erhöhen, überlegen wir ein Werk in den USA zu errichten.
Welche Rolle spielt der Handelskonflikt bei der Entscheidung?
Es ist ein Baustein. Es wäre eine Absicherung, wenn es um die Zölle geht, aber es spielen auch andere Aspekte eine Rolle. Logistische Gründe, aufgrund der Größe der Bauteile. Wenn man nahe beim Kunden ist, hilft es, flexibler und schneller zu sein.
Von welchen Investitionssummen reden wir?
Die Größenordnung beträgt bis zu 100 Mio. Dollar. Wir haben im UAM-Bereich (Anm: Urbane Luftmobilität) auch noch weitere Kunden in den USA. Das Werk würde sich auch anbieten, um für unsere beiden größten US-Kunden im Kerngeschäft, Boeing und Collins, Komponenten vor Ort zu produzieren. Das wird aber nicht heute passieren, sondern in den nächsten zwei bis vier Jahren, wenn die Serienfertigung der Drohnen auch tatsächlich passiert.
Drohnen werden auch in der Kriegsführung immer wichtiger. Das Waffengeschäft geht gerade durch die Decke. Sehen Sie in dem Bereich auch für FACC Möglichkeiten?
Im Drohnengeschäft sind wir nur zivil unterwegs. Wir beobachten aber auch das Militärgeschäft sehr genau. Das militärische Geschäft ist interessant, aber nicht unkompliziert. Es braucht neue Zulassungen, die Sicherheitsvorgaben sind andere und teils höher. Wir müssten auch Werke trennen, weil wir zivile Produkte nicht dort bauen dürfen, wo wir militärische Produkte bauen. Auch die Fertigungsmengen sind sehr unterschiedlich.
Gibt es konkrete Pläne?
Nein. Weil einfach das zivile Geschäft mit den bestehenden Kunden viel hergibt. Wir sind in zwei Jahren 40 Prozent gewachsen und auch das nächste Jahr sieht gut aus. Die Frage ist auch, ob das Militärgeschäft maßgeblich groß wird oder eine Nische bleibt. Wenn sich etwas auftut und wir merken, dass es ein nachhaltiges, stabiles Geschäft mit einem gewissem Volumen sein kann, mag es für uns durchaus interessant werden.
In Österreich hadern Sie mit den hohen Kosten für Energie und vor allem für das Personal. Ist es wirklich so schlimm?
Unsere Personalkosten sind in den letzten fünf Jahren von 200 Mio. Euro auf 250 Mio. Euro gestiegen. Das war fast doppelt so viel wie in anderen europäischen Ländern. Das ist ein Wettbewerbsnachteil.
Wie viel lässt sich mit Effizienzsteigerungen wettmachen?
Wir müssen heuer und im nächsten Jahr Kosten in der Höhe von 80 Mio. Euro reduzieren. Da geht es unter anderem um Material, Abläufe und Effizienz. Unsere Mitarbeiter haben immer zum Geburtstag einen zusätzlichen freien Tag bekommen. Im jetzigen Umfeld ist das nicht mehr möglich.
Teile der Produktion verlagern Sie nach Kroatien. Wie viel ersparen Sie sich?
Es sind zweistellige Millionenbeträge im Jahr. Das ist für uns wesentlich. Wir haben in der Produktion dieser Produkte auch hohe Handarbeitsanteile und weniger technische Prozesse, die wir in Österreich besser automatisieren können.
Ist es denkbar, dass Sie gar nicht mehr in Österreich produzieren und nur noch die Forschung und Entwicklung hier betreiben?
Das ist nicht unsere Strategie. Die österreichischen Standorte und die Fachkräfte, die wir haben, sind sehr gut. Wir haben in den letzten 15 Jahren 600 Mio. Euro investiert, das unterstreicht auch unser Commitment für den Standort.
Hierzulande werden Sie keine großen Sprünge mehr machen?
Das würde ich so nicht sagen. Es hängt ganz stark von den Projekten ab. Es ist immer eine Einzelbetrachtung. Österreich ist ein wichtiger Fertigungsstandort für uns, den wir auch weiter ausbauen wollen.
Was erwarten Sie sich von der Politik?
Ich wünsche mir, dass man schnell Maßnahmen setzt, wobei ich mir in den nächsten beiden Jahren keine Wunder erwarte. Aber wir brauchen nachhaltige Entlastungen und Planungssicherheit. Für den Industriestandort zusammengefasst, im Bereich Personalkosten, bei den Energiekosten und auch die Bürokratie muss sich wieder reduzieren.
Ist das bei den Verantwortlichen angekommen?
Ich denke schon, dass es ein Verständnis gibt. Die Zahlen liegen am Tisch. Die Situation ist kritisch. Die Maßnahmen sind optionslos und werden schmerzhaft sein. Es geht aber weit über Österreich hinaus. Es braucht eine europäische Standortpolitik.
Die EU-Kommission hat angekündigt, die Bürokratie deutlich abbauen zu wollen.
Und das ist genauso optionslos und hat höchste Dringlichkeit. Man merkt, es passiert ein Umdenken und das brauchen wir ganz dringend.