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Wir glauben an eine Auferstehung der Industrie

von Max

Zusammenfassung

Wir nutzen künstliche Intelligenz, um Zusammenfassungen unserer Artikel zu erstellen. Jeder Text wird vor der Veröffentlichung von einem Redakteur geprüft.

  • Die österreichische Industrie verzeichnete 2024 einen Rückgang von 14 Milliarden Euro im Produktionswert und 13.000 Jobverluste.
  • Herausforderungen sind hohe Lohnstückkosten, die US-Zollpolitik und die Notwendigkeit von Pensions- und Energiereformen.
  • Die WKÖ fordert mehr Flexibilität bei Kurzarbeit und betont die Bedeutung von Kampfgeist statt Resignation.

Die Krise dauert nun schon knapp vier Jahre und bei der Industriekonjunktur stehen die Zeichen weiterhin nicht auf Besserung. „Die Lage der österreichischen Industrie ist dramatisch, wir befinden uns mitten im Prozess der Deindustrialisierung“, sagt Siegfried Menz, Obmann der Bundessparte Industrie in der WKÖ. Heimische Unternehmen hätten 2024 um 14 Milliarden Euro weniger Produktionswert erwirtschaftet, das bedeute ein Minus von 6,2 Prozent gegenüber 2023.

13.000 Menschen haben Arbeitsplatz verloren

Besonders unter der wirtschaftlichen Flaute gelitten hätten die Elektro-, Metall-, Papier- sowie Stein- und Keramikindustrie. „Das sind alles Fachverbände, die für Arbeitplätze von besonderer Bedeutung sind“, sagt Andreas Mörk, Geschäftsführer der Sparte Industrie. Insgesamt verloren im Vorjahr knapp 13.000 Personen in Industrieunternehmen ihren Job. Im Dezember sei die die heimische Industrie überhaupt an einem Tiefpunkt angelangt. „Wir waren da das Land mit dem stärksten Rückgang der Industrieproduktion innerhalb der ganzen EU.“

Die aktuelle US-Zollpolitik werde sich massiv auf heimische Unternehmen auswirken, vor allem im Fahrzeugbereich. Man wolle und könne sich derzeit „noch gar nicht ausmalen„, wie sehr, sagt Menz. „Wir hoffen, dass die EU gemeinsam einen Vorschlag finden kann, wie man mit diesen Zöllen umgeht.“

Wie man Spielräume für Wachstum schafft

„Aber Jammern nutzt nichts“, sagt Menz. Die zentrale Frage für die Bundessparte Industrie sei, wie man Spielräume für Wachstum erhalte und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrieunternehmen wieder stärken könne. Als ein großer Klotz am Bein werden die hohen Lohnstückkosten in Österreich gesehen. „Gegenüber dem Vorjahr sind diese 2024 um 9,7 Prozent gestiegen“, so Menz.

Siegried Menz, und Andreas Mörk, Obmann bzw. Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der WKÖ, warnen vor den Folgen einer Deindustrialisierung

Er appelliert zu „vernünftigen Abschlüssen bei Kollektivverträgen„. Gehaltssteigerungen seien maximal bis zum aktuellen Inflationswert (aktuell 2,9 Prozent) vertretbar – in einigen Bereichen mehr, in anderen weniger. „Um Zurückhaltung haben wir auch schon bei den letzten Lohnverhandlungsrunden gebeten, aber die öffentliche Verwaltung ist uns in den Rücken gefallen“, sagt Menz. Ein Abschluss mit fast 10 Prozent Plus habe Arbeitgebern bei den Verhandlungen das Leben schwer gemacht. Gerade in der Verwaltung wäre nun eine Nulllohnrunde wünschenswert. Bei den Lohnkosten gelte es vor allem gegenüber jenen Ländern nicht im Nachteil zu sein, mit denen hauptsächlich gehandelt werde, also Deutschland und Italien.

Pensionen reformieren und Energiepreise kompensieren

Weitere großer Hebel, den man bedienen sollte, um die Lage der Industrie zu verbessern, seien eine Pensionsreform (höheres Pensionsantrittsalter), eine Föderalismusreform (WKÖ sieht hier aber kaum Hoffnung) und eine Reduzierung der Energiekosten. Energieintensive Industrien sollten staatlich unterstützt werden, um wieder wettbewerbsfähig arbeiten zu können. Das heimische Stromkostenausgleichsgesetz (SAG) ist 2022 ausgelaufen, seitdem gebe es keine Kompensation mehr. Dazu kämen EU-Klimaschutzmechanismen wie CBAM, wodurch man für CO2-Emissionen importierter Güter zahlen müsse, obwohl man diese Kosten oft nicht weitergeben könne.

Kurzarbeit leichter ermöglichen

Wichtig wäre laut Menz und Mörk auch, es Unternehmen zu ermöglichen, Mitarbeiter leichter in Kurzarbeit zu schicken. Das könnte auch in Hinblick auf die Folgen der US-Zölle sinnvoll sein. Momentan wird Kurzarbeit nur dann bewilligt, wenn Unternehmen nachweisen können, dass die Mitarbeiter nach drei Monaten wieder voll arbeiten können. „Aber jeder, der das versprechen würde, wäre ein Scharlatan„, sagt Menz. Der Vorschlag der WKÖ ist, zumindest für eine dreimonatige Kurzarbeit leichter zu einer Genehmigung zu kommen und erst für darüber hinausgehende Kurzarbeitszeit eine strengere Prüfung zu absolvieren.

Kampfgeist statt Resignation gefragt

Wie eine Umfrage zeige, sorge das Szenario der Deindustrialisierung in der Bevölkerung für große Beunruhigung. 84 Prozent befürchten einen Jobverlust, 91 Prozent sehen durch eine Abwanderung von Industriebetrieben auch andere Sektoren gefährdet. Die hohen Energiekosten (79 Prozent Zustimmung), überbordende Bürokratie (72 Prozent) und steigende Lohnkosten (59 Prozent) werden als Hauptgründe genannt.

Die aktuelle Weltlage trage stark dazu bei, dass Zukunftsängste weit verbreitet sind. „Dabei brauchen Menschen positive Impulse„, sagt Menz. Statt Resignation sei Kampfgeist gefragt. „Auch ich will nicht schwarzmalen, sondern an die Zukunft glauben. Jedes Problem ist eine Gelegenheit. Wir werden die suchen und auch finden.“ Mörk sagt mit Anspielung auf Ostern: „Wir glauben an eine Auferstehung der Industrie.“

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