Die UNO hat 2025 zum Internationalen Jahr der Genossenschaften erklärt. „Unsere Aufgabe des Raiffeisen-Verbands ist es, das Thema verstärkt in die österreichische Bevölkerung hineinzutragen“, sagt der Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV), Erwin Hameseder. Denn mit 1.400 der 1.800 Genossenschaften im Land und mit zwei Millionen Mitgliedern ist Raiffeisen die größte Genossenschaftsgruppe in Österreich.
Die Vorteile einer Genossenschaft sind laut Hameseder: Es handelt sich dabei um eine selbstständige Gesellschaft, die im Eigentum ihrer Mitglieder in einer Region stehen. „Die Entscheidungen fallen stets vor Ort.“ Gewinne werden grundsätzlich nicht ausgeschüttet, sondern re-investiert. „Damit ist langfristiges und nachhaltiges Handeln gewährleistet.“
Raiffeisen etwa leistet österreichweit einen gesamtwirtschaftlichen Beitrag von 13,1 Milliarden Euro, sichert 93.000 Arbeitsplätze und trägt jährlich 3,7 Milliarden an Steuern und Abgaben bei. Wichtig sei, dass die Wertschöpfung einer Genossenschaft in der Region bleibe.
Erwin Hameseder (li.), Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes, und ÖRV-Generalsekretär Johannes Rehulka.
Um das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Gesellschaftsform zu schärfen, hat Raiffeisen eine Kampagne ausgearbeitet. Denn laut ÖRV-Generalsekretär Johannes Rehulka kennen nur 36 Prozent der Österreicher Genossenschaften. Aber für 55 Prozent sei der genossenschaftliche Grundgedanke sehr relevant. Daher startet der ÖRV am 24. März die Kampagne „WIR-KRAFT“ über klassische Werbeformen, Social Media und eine eigene Website (wirkraft.at). „Das ist keine Unternehmenswerbung, sondern eine Infokampagne“, so Rehulka.
Ziel sei auch, ergänzt Hameseder, dass sich noch mehr Menschen als Mitglieder in Genossenschaften engagieren sowie auch ehrenamtlich in Aufsichtsräten und Vorständen tätig werden können. In den letzten zehn Jahren seien dazu kaum Anstrengungen gemacht worden. In Zeiten unglaublicher geopolitischer Umwälzungen, die teilweise Angst machen würden, gepaart mit einer schwachen Wirtschaftsphase und einer zunehmenden Anonymität, hätten die Menschen ein hohes Bedürfnis nach Regionalität und Nähe. „Wir sehen Genossenschaften als Problemlöser.“
Jüngstes Beispiel seien Energiegenossenschaften, die sich im Zuge der hohen Energiepreise gebildet haben. Potenzial sehen die beiden Manager etwa in der Pflege, bei Primärversorgungszentren oder beim generationenübergreifenden Wohnen. „Überall dort, wo die öffentliche Hand keine Lösungen mehr anbietet.“
Kritik
Apropos öffentliche Hand: Kritik übt Hameseder an der Bankensteuer, die nicht nur Raiffeisen belastet. „Sie schränkt die Kreditvergabefähigkeit ganz klar ein und gibt am Kapitalmarkt kein Vertrauen.“ Die Steuer werde nicht zu einem Konjunkturaufschwung beitragen, im Gegenteil. Von der Politik müsse man sich Stabilität, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit erwarten. „Sonst muss man sich vor jedem Regierungsprogramm fürchten.“