Zusammenfassung
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- ATV bleibt trotz Kritik an provokanten Inhalten bei seiner Positionierung und Exporteur einschlägiger Formate: „Match My Ex“ startet am 1. Mai auf Joyn.
- ProSiebenSat.1Puls4 plant ein neues Infotainment-Format „Treffpunkt Österreich“ und setzt auf Kooperationen, um den Medienstandort Österreich zu stärken.
- Joyn expandiert mit wachsender Nutzerzahl und Umsätzen, während die Konzernzentrale in München eine Neuaufstellung und einen Personalabbau plant.
Eine Villa direkt an einem Strand in Kreta, zahlreiche Reality-Stars und jede Menge Emotionen: Mit „Match My Ex“ startet ein Spin-off einer ATV-Produktion am 1. Mai auf der Streaming-Plattform Joyn von ProSiebenSat.1. Mit dabei ist auch Tara Tabitha, Hollabrunnerin und Siegerin von „Reality Backpackers“. Der Österreich-Sender des deutschen Medien-Konzerns ist weiterhin Exporteur einschlägiger Formate. Aus dem Ärger jüngst wegen „Das Geschäft mit der Liebe“ will man lernen, aber es nicht lassen, erklären Thomas Gruber und Bernhard Albrecht, die seit 1. April 2024 an der Spitze von ProSiebenSat.1Puls4 stehen. Im KURIER-Interview spricht das Führungsduo über die Zukunft ihrer vier TV-Sender, die Zusammenarbeit mit dem ORF und ServusTV, die miese Werbekonjunktur, Forderungen an die heimische Medien-Politik und über den angekündigten Personalabbau. Für das zweite Quartal planen Gruber und Albrecht mit „Treffpunkt Österreich“ ein neues Infotainment-Format für den späten Vorabend an.
KURIER: Mit der Reality „Das Geschäft mit der Liebe“ hat ATV für große Aufregung auf Social Media und für Empörung bis in die Spitzenpolitik gesorgt. Wie sehen Sie das mit Abstand und was sind die Konsequenzen?
Thomas Gruber: Bei der aktuellen Staffel waren wir mit einigen Szenen nicht zufrieden und haben die Folgen offline genommen. Wir haben das zum Anlass genommen, die internen Richtlinien, die es ja schon gab, nachzuschärfen. Wir sitzen aktuell im Schneideraum, um das Format so zu adaptieren, dass wir damit zufrieden sind und wollen auch noch vor dem Sommer mit der aktuellen Staffel wieder on Air gehen.
Was haben die Zuseher und Nutzer von „Das Geschäft mit der Liebe“ dazu gemeint?
Gruber: Da muss man auch wissen, dass 55 Prozent der Zuseher Frauen sind. Wir haben viele Zuschriften bekommen und da gab es viele, die die Aufregung nicht verstanden haben und es kritisch sehen, dass wir die Staffel pausieren.
Gab es Reaktionen seitens der Werbewirtschaft darauf?
Bernhard Albrecht: Nein. Aber um am bereits Gesagten anzuknüpfen, wir haben das schon zum Anlass genommen, uns bestimmte Prozesse in der Produktion nochmals anzusehen. Was die Richtinien an Produzenten oder auch die Abnahme von Inhalten angeht, werden wir da sicherlich weiterarbeiten. Offensichtlich geworden ist auch die Wichtigkeit des ganzen Social-Media-Bereichs. Es gibt da einfach mehrere Themenfelder, die über diese konkrete Produktion hinausgehen, die wir jetzt versuchen, strukturiert anzugehen. Wir definieren da den grundsätzlichen Zugang neu.
Hat diese Aufregung – da gab es ja auch welche bei „Tutto Gas“- also Auswirkungen auf die Positionierung oder Programmfarben bei ATV? Das ist ja der Sender der schrägen Reality-Welt mit Formaten wie „Forsthaus Rampensau“, „Tinderreisen“, aber auch „Bauer sucht Frau“.
Gruber: ATV wird seiner klaren Positionierung weiterhin treu bleiben. Der Sender steht für emotionales, unterhaltsames und auch provokantes Entertainment. Damit hat sich ATV über viele Jahre, fast 25 Jahre, in Österreich klar positioniert und das soll so bleiben. Auch international gilt das, weil Formate von ATV immer wieder international oder jedenfalls im deutschsprachigen Ausland übernommen werden. „Forsthaus Rampensau“ ist so ein Beispiel. Jetzt geht dann „Match in Paradise“ mit einem Spin-off in Deutschland auf Joyn online mit „Match My Ex“. „Amore unter Palmen“ ist als Adaption ab 28. April zur besten Sendezeit bei SAT.1 zu sehen sowie auf Joyn. Also, wir können durchaus stolz darauf sein, dass Formate, die in Österreich erdacht wurden, ihren Weg auf den internationalen Markt finden, sei es on air oder online.
Albrecht: Wir wollen weiterhin frech, unerwartet und auch mutig sein. Trotzdem ist es sicherlich auch wichtig, dass wir genauer auf die produzierten Inhalte schauen, sodass wir auch als gesamtes Haus mit allem zufrieden sind. Das war bei dieser konkreten Episode nicht der Fall.
Die Geschäftsführer von ProSiebenSat.1Puls4 (v.l.) Bernhard Albrecht und Thomas Gruber
Hat Puls 4, das in Sachen Positionierung immer wieder ein Diskussionsthema war, nun seinen Platz gefunden?
Gruber: Puls 4 hat jetzt zwei klar positionierte Eigenproduktionstage: Am Dienstag läuft derzeit „2 Minuten 2 Millionen“ mit einem sehr guten Marktanteil von bis zu 9,5 % bei den unter 50-Jährigen und bis zu 125.000 Zuschauern in der Zielgruppe 12+. Der Sender ist auch mit seinem serviceorientierten Charakter klar positioniert durch altbekannte Formate wie „Pfusch am Bau“, oder „Mein Recht“, die seit zwei Jahren bei Puls 4 ihren neuen Sendeplatz gefunden haben. Das funktioniert sehr gut.
Am Sonntag haben wir etliche Formate mit internationalem Charakter, wie „Die Auswanderer – Für immer fort“ oder „Roadtrip Amerika“ mit Alexander Kumptner, eine Co-Produktion mit Kabel 1. Das geht in eine vierte Staffel und man wird einen neuen Kontinent ansteuern. Mit diesen Zugängen unterscheiden sich ATV und Puls4 doch recht klar voneinander. Ein wesentlicher Faktor bei Puls 4 ist seit vielen Jahren „Café Puls“. Wir hatten nach fast 21 Jahren, heuer im März, einen neuen Rekord mit über 38 Prozent Marktanteil bei den unter 50-Jährigen. Das ist eine tolle Belohnung für die Arbeit der ganzen Mannschaft, die da extrem früh aufsteht und alle Leidenschaft in dieses Format steckt.
Ganz generell: Bleibt die Senderaufstellung, wie sie ist? Bleiben es weiterhin vier Sender und braucht es die überhaupt noch, wenn man etwa ans Streamen und Eure Plattform Joyn denkt?
Gruber: Alle vier Sender, auch ATV 2 als unser Fiction-Sender und Puls24 als unsere Info-News-Schiene, bleiben. Natürlich muss man aufgrund der aktuellen Wettbewerbssituation immer die einzelnen Sender auch feinjustieren. Es ist ja nicht so, dass man einfach immer das Gleiche spielen kann und hoffen, dass die Zuseher bleiben. Um es klar zu sagen: Es wird weiterhin vier österreichische Sender bei unserer Gruppe geben.
Das muss man sich auch leisten können, deshalb kurz zur Werbemarktsituation. Zumindest seit dem dritten Quartal 2024, das wissen alle in der Branche, geht es mit der Werbung bergab. Auch beim linearen Fernsehen. Wie steuert Ihr dagegen, zumal als kommerzielle Sender-Gruppe?
Albrecht: Die Situation ist für alle sicherlich sehr herausfordernd. Denn wir haben da gleich mehrere Themen, die für uns eine Herausforderung darstellen. Ich glaube aber, dass wir im Vergleich zu unseren Mitbewerbern insofern gut aufgestellt sind, weil wir einerseits ein großes Senderportfolio haben mit vielen unterschiedlichen Zielgruppen und andererseits mit Joyn eine digitale Streamingplattform, die großes Potenzial bietet. Was auch eine Tatsache ist: Werbung im Fernsehen wirkt noch immer sehr stark. Werbung am Big Screen, egal ob da jetzt gestreamt wird oder das Signal über klassische Verbreitungswege kommt, hat eine große Werbewirkung. In so einer Lean-Back-Atmosphäre kommt das weiterhin sehr, sehr gut.
Das ATV-Format „Amore unter Palmen“ ist als Adaption ab 28. April zur besten Sendezeit bei SAT.1 sowie auf Joyn zu sehen
Der Shift ins Digitale ist aber unumkehrbar.
Albrecht: Trotz des stärker Werdens der digitalen Werbung ist Branding für die Unternehmen aber einfach wichtig, gerade auch in Zeiten steigender Preise. Und mit Fernsehen erreicht man immer noch sehr viele Kunden, die vielleicht noch nicht ein Produkt gekauft haben oder auch bisher Wenig-Käufer sind. Da hat einfach Fernsehen bzw. der Big Screen zweifelsfrei Stärken gegenüber der Vielzahl an digitalen Werbeformen. Da können wir uns gut halten. 2024 war ProSiebenSat.1Puls4 einigermaßen stabil, wenn man TV und Digital und die sonstigen Erlöse zusammenrechnet. Aber ja, es ist herausfordernd und jetzt im dritten Jahr der Rezession umso mehr.
Wieweit war die Einführung des TeletestT 2.0 hilfreich, mit dem man jetzt Daten hat, die viel präziser sind, als vorher. Im Wettbewerb mit Digital hat man da doch einige Hoffnungen daran geknüpft.
Gruber: Zum 1. September letzten Jahres sind wir mit der neuen innovativen Bewegbildmessung in Österreich gestartet. Es ist ja kein Geheimnis, dass die lineare Nutzung über die letzten Jahre vor allem in der jüngeren Zielgruppe stetig bergab gegangen ist. Diesen Abwärtsrand konnten wir zumindest einbremsen, beziehungsweise ist in manchen Monaten die TV-Nutzungen wieder angestiegen vor allem bei den unter 30-Jährigen. Was der Teletest 2.0 durch seine neue Art der Messung gebracht hat ist sehr wichtig, nämlich die Stabilisierung der Reichweiten, weil es weniger Schwankungen speziell in den kleineren Zielgruppen gibt. Die sogenannten Nuller-Reichweiten, also wenn es keine messbare Reichweite in einem Zuschauerpanel gibt, konnten durch den Teletest 2.0 stark reduziert werden. In der Zielgruppe der unter 50-Jährigen wurden die Nuller-Reichweiten um 97 % reduziert. Das ist ein wichtiges Zeichen für die Gattung Fernsehen, für den Big Screen und damit für den Werbemarkt. Denn die Seherschaft, die nicht mehr linear schaut, versuchen und können wir mit unseren Inhalten auch non-linear über unsere Streaming-Plattform Joyn binden bzw. nutzen letztlich viele die Plattform, um auch linear zu schauen.
Joyn ist zum Synonym für eine Zukunftshoffnung geworden – nicht nur für Euch in Österreich, sondern für den Gesamtkonzern ProSiebenSat.1. In Deutschland gab und gibt es heftige rechtliche Auseinandersetzungen mit Öffentlich-Rechtlichen, in Österreich ist die Situation aktuell stabiler. Wie also entwickelt sich Joyn in Österreich?
Gruber: Joyn wächst nicht nur von den Zugriffen, sondern auch bei den dort erzielten Umsätzen. Ein wichtiger Entwicklungsschritt ist: Wir produzieren mittlerweile nicht mehr Content nur für lineares Fernsehen oder nur für Joyn. Wir haben unsere Entertainment-Unit inzwischen so aufgestellt, dass sie einfach Content produzieren und wir entscheiden dann, ob dieser zuerst linear oder eben auf Joyn oder auf beiden Wegen parallel ausgestrahlt wird. Um konkrete Zahlen zu nennen: Wir hatten jetzt im März unseren stärksten Monat überhaupt seit dem Launch im Mai 2023. Joyn hatte eine Watchtime von mehr als 12 Millionen Stunden bei gleichzeitig fast 1,3 Millionen aktiven Nutzerinnen und Nutzern. Darauf sind wir natürlich stolz. Das ist auch deshalb möglich, weil sehr starke Partner wie der ORF und ServusTV dabei sind, neben unseren eigenen elf linearen Sendern und den FAST-Channels. Das ist, glaube ich, auch für den Medienstandort Österreich ein sehr wichtiges Signal.
Was hat Joyn aktuell eigentlich zu bieten?
Gruber: Wir haben begonnen mit 80 Live-Kanälen und haben mittlerweile 120. Dazu kommen über 50 Mediatheken für die non-lineare Nutzung. Das zeigt, dass sich Joyn zum Super Streamer Österreichs entwickelt.
Auch einnahmenseitig soll Joyn eine immer größere Rolle spielen. Wie schaut es da aus?
Albrecht: Da gibt es eine recht beeindruckende Zahl – wir haben letztes Jahr etwa 20 Prozent unserer Umsätze bereits digital gemacht. Darauf sind wir stolz und das soll und wird noch wachsen. Wir sehen weiterhin viel Potenzial aufgrund der Veränderungen des Nutzungsverhaltens. Ein Vorteil ist auch, dass wir mit der Werbung im Digitalbereich teilweise neue Kunden gewinnen können gegenüber dem klassischen Fernsehen. Das heißt, wir erweitern unsere Kundenbasis, was natürlich schon ein großes Perspektive für die Zukunft ist.
Der große Traffic-Bringer auf Joyn ist der ORF. Da gibt es ja ein von der vormaligen Medienpolitik innig gewünschtes Übereinkommen zwischen ORF und Eurer Gruppe. Wie soll das weitergehen?
Albrecht: Wir alle, der Öffentlich-Rechtliche wie die Privatsender, sind in einer nicht ganz einfachen Situation. Wir stehen auch in Österreich in einem massiven Wettbewerb mit den digitalen Plattformen. Ich glaube, dass der ORF ein großes Interesse daran hat und haben muss, dass es einen starken Medienstandort in Österreich gibt. Das liegt auch in gewisser Weise in seiner Verantwortung. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass dieses gemeinsame Verständnis der Rechtslage konstruktiv weitergeführt werden kann.
Albrecht: „Wir alle, der Öffentlich-Rechtliche wie die Privatsender, sind in einer nicht ganz einfachen Situation. Wir stehen auch in Österreich in einem massiven Wettbewerb mit den digitalen Plattformen.“
Es ist aber kein rechtsfreier Zustand zwischen ProSiebenSat.1Puls4 und ORF, der da herrscht, wie immer wieder geschrieben wird. Was hat der ORF davon?
Albrecht: Mit Joyn erreicht der ORF gewisse Zielgruppen einfacher bzw. solche, die er sonst nicht erreichen würde. Wir haben bei Joyn gegenüber TV eine sehr junge Nutzerinnen-Basis. Wir kämpfen ja alle darum, bei den jungen Zielgruppen relevant zu bleiben und uns möglichst gegen die internationalen Plattformen durchzusetzen. Da bietet Joyn eine Reihe von Möglichkeiten.
Gruber: Es ist wichtig zu wissen, die Reichweite, die der ORF mit allen seinen Sendern auf Joyn erzielt, wird ihm zugerechnet.
Auf Vermarktungsebene schlummert da noch Potenzial?
Albrecht: Da liegt die Entscheidung beim ORF. Wir kapitalisieren da bisher nichts, aber der ORF hat natürlich durch die digitale Reichweite eine insgesamt gesteigerte Werbeblock-Reichweite und kann die auch bereits vermarkten.
Die internationalen Plattformen ziehen mittlerweile 2,6 Milliarden Euro aus Österreich ab und damit geht deutlich mehr in die USA und China, als die klassischen Medien insgesamt hier einnehmen. Eine Herausforderung nicht nur für die Medien, sondern auch die österreichische Medien-Politik und auch EU-Regulierungspolitik. Was muss passieren?
Gruber: Den Medienstandort Österreich abzusichern, da sitzen wir alle im gleichen Boot, auch was die diversen Mediengattungen betrifft. Denn hier fließen nicht nur die Werbegelder ab, sondern es geht um mehr: Wir alle produzieren hier lokalen Content, lokale Inhalte und haben letztendlich auch zu 100 Prozent die Wertschöpfungskette in Österreich. Kooperationen, wie sie etwa mit dem ORF und ServusTV auf Joyn stattfindet, aber auch bei anderen Projekten, werden immer wichtiger. Natürlich kämpft jeder um seine Reichweiten, aber es geht darum, gemeinsam und gestärkt gegen die großen Plattformen vorzugehen.
Co-CEO Gruber über den geplanten „Treffpunkt Österreich“: „Das Format rückt Themen und Aspekte in den Fokus, die von klassischen News-Sendungen nur punktuell gestreift werden“
Wir haben jetzt eine neue Regierung, gibt es konkrete Forderungen?
Albrecht: Unter dem Eindruck der aktuellen Budget-Situation muss man einiges wieder neu beurteilen. Aber im Wesentlichen sind es drei Punkte, die für uns entscheidend sind: Das eine ist, dass die Medienpolitik weiterhin die Kooperation zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk fördert und unterstützt. Das zweite ist, dass Möglichkeiten entwickelt werden, die die Auffindbarkeit österreichischer Inhalte am Big Screen gegenüber internationalen Plattformen sichergestellt. Und der dritte Punkt ist: Es gibt einen schwierigen Werbemarkt, wodurch leider einige Inhalte wie die Nachrichten schwieriger zu refinanzieren sind. Hier muss es weiterhin auch Förderungen geben. Meine bzw. unsere Hoffnung ist, dass die Mehreinnahmen bei der Digitalsteuer in einem größeren Umfang an die heimischen Medien zurückfließen. Aber wir sind realistisch und die budgetäre Situation ist nun mal so, wie sie ist.
Ich nehme an, ihre werdet den Info-Bereich zurückfahren?
Gruber: Wir arbeiten derzeit sogar an einem neuen Infotainment-Magazin, das unter dem Titel „Treffpunkt Österreich“ im zweiten Quartal starten soll. Das Spannende daran ist, es wird zeitgleich auf drei Sendern laufen, nämlich auf ATV, Sat.1 Österreich und Puls 24, um so maximale Reichweite zu erzielen.
Worum wird es gehen, wann wird es zu sehen sein?
Gruber: Das Format rückt Themen und Aspekte in den Fokus, die von klassischen News-Sendungen nur punktuell gestreift werden. Neben chronikalen und politischen Inhalten setzen wir auch auf Themen wie Sport und Unterhaltung, also auf den Entertainmentbereich, mit dem Ziel, die Interessen der Österreicherinnen und Österreicher hier breiter abzubilden. Besonders wird auch die Art und Weise der Präsentation: Es wird nämlich ein Moderationstrio geben, das dann die Themen des Tages nicht nur in der klassischen Art und Weise präsentiert, sondern auch diskutiert oder mit Gästen bespricht. Gesendet werden wird dieses Magazin um 19.50 Uhr.
Wer wird moderieren?
Gruber: Es wird zwei Trios geben, die Besetzung werden wir zur gegebenen Zeit bekannt geben, voraussichtlich im Laufe des Mai.
Sie bauen im Infobereich trotzdem weiter aus, obwohl man damit ja kein Geld verdienen kann?
Gruber: Da sind wir wieder beim Medienstandort. Wir wollen auch mit Info-Themen Reichweite erzielen und haben das Format bewusst so positioniert. Wir wollen hier neue Akzente am österreichischen TV-Markt im Vorabend setzen.
Albrecht: Wir haben eine große Info-Redaktion. Es geht uns auch darum, für diese Inhalte, die wir den ganzen Tag über schaffen und die man auf Puls 24 laufend verfolgen kann, die besten Sendungsgefäße zu finden. „Treffpunkt Österreich“ auf drei Sendern gleichzeitig halte ich für einen breiten und spannenden Ansatz.
Es gibt nun auch eine Zusammenarbeit im fiktionalen Bereich, die ungewöhnlich ist, weil sie mit ServusTV, also mit der privaten Konkurrenz stattfindet. Was hat es damit auf sich?
Gruber: Das ist eine gute Ergänzung zum Thema Kooperationen am nationalen Markt. Also wir haben uns hier als Gruppe wieder entschieden, in Fiction zu investieren. Es geht um die Krimiverfilmung „Zuagroast – ein Gartenkrimi“, die Dreharbeiten starten Mitte/Ende Mai im Burgenland. Wir sind hier beide als gleichwertige Partner beteiligt. Die digitale Premiere findet auf Joyn statt und die lineare Free-TV-Premiere dann bei ServusTV. Und das gab es auch noch nicht oft, dass hier quasi zwei Mitbewerber zusammenarbeiten und darauf können sowohl wir, als auch Servus TV, sehr stolz darauf sein.
Eine Programmfarbe, die eher ausgedünnt ist, ist mittlerweile Sport. Lässt sich der nicht mehr refinanzieren?
Gruber: Sport spielt für uns in der Gruppe noch immer eine Rolle. Wir versuchen jene Sportrechte zu bekommen, die in unser Kostenportfolio passen. Ein gutes Beispiel ist die Nations League – am 21. März haben wir Deutschland gegen Italien gezeigt mit einer sehr guten Reichweite. Am 4. Juni zeigen wir das Halbfinale zwischen Deutschland und Portugal. Wir haben uns die US-Open in einem 4-Jahres-Paket gesichert, was wir teils auf Joyn, als auch am linearen Sender Puls 4 ausstrahlen. Nicht zuletzt haben wir ausgewählte Spiele der Deutschen Fußball-Bundesliga auch auf Puls 4. Wir versuchen uns also punktuell Rechte zu sichern. Aber ja, bei den großen Rechten der internationalen Fußballbewerbe ist es über die Jahre schwierig geworden, preislich mithalten zu können.
Das funktioniert also im Gleichklang innerhalb des Konzerns. In der Zentrale in München gab es in den vergangenen Monaten einige Turbulenzen, aus Österreich gab es personelle Verstärkung. Nun wurde der Vertrag von CEO Bert Habets verlängert und er hat die Ansage einer „Neuaufstellung“ des Konzerns getätigt, was so viel heißt wie Personalabbau und das gab es erst 2023. Was kommt da auf die Mitarbeiter zu?
Albrecht: Wir sehen die Veränderungen im Medienmarkt. Obwohl vieles passiert, ist es doch auch überschaubar. Wir planen aktuell hier in Österreich mit sinkenden Personalzahlen. Wir werden heuer noch Maßnahmen setzen, aber es ist jetzt noch zu früh, darüber zu reden. Ich würde das auch nicht zu groß machen wollen, es wird keinen Big Bang geben. Es ändern sich einfach Rahmenbedingungen und darauf reagieren wir, ein konkretes Beispiel ist die Neuaufstellung im Salesbereich. Wir sind auch in einer Situation, in der wir laufend neue Jobprofile schaffen, etwa bei Joyn oder im Bereich der künstlichen Intelligenz. Diese Branche erlebt eine Phase der Transformation.
Letzte Frage: Was hat sich durch den Abgang von Markus Breitenecker als Group COO nach München und der Berufung von Michael Stix als CSO DACH und Geschäftsführungsmitglied der Seven.One Media für den Standort Wien geändert?
Albrecht: Markus Breitenecker ist weiterhin in seiner Vorstands-Rolle für Österreich zuständig und bringt sich nach wie vor ein. Wir stehen in engem Austausch mit ihm. Michael ist weiterhin neben seiner Rolle in Deutschland auch Chief Commercial Officer in Österreich. Im Vermarktungsbereich reagieren wir mit #OneSales auf den Markt. Wir haben unter unserem neuen Sales-Chef Peter Strutz TV- und Digital-Geschäft vereinigt, zum großen Vorteil für unser Kunden und Partner, ihre Zielgruppen plattformagnostisch optimal anzusprechen. Wir entwickeln das Haus hier in Österreich eigenständig und mit vollem Engagement weiter und freuen uns über das, was wir im vergangenen Jahr gemeinsam mit allen Kolleginnen erreicht haben