„Der 1. Mai ist in unserem nationalen Bewusstsein tief verankert als Tag der Arbeit, der Leistung und der Traditionen“, so zum Auftakt FPÖ-OÖ-Chef Manfred Haimbuchner. Und weiter: „Wir vertrauen auf die Kraft des Einzelnen. Vergessen aber nicht darauf, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft sind in diesem Land.“
Harsch ins Gericht ging er mit den Sozialpartnern: „Wir sind nicht ein Teil der Sozialpartnerschaftspartie von Arbeiter- und Wirtschaftskammer, die sich im Schlafwagen befinden, sondern Teil des Volkes“.
Das diesjährige Bierzelt-Hochamt geriet erwartungsgemäß einmal mehr zur Aufarbeitung der gescheiterten blau-türkisen Regierungsverhandlungen zu Jahresbeginn und zu einer Abrechnung mit der dann gebildeten Dreierkoalition. „Das war“, so Kickl, „ein gigantischer Verrat der Systemparteien, um noch einmal zu überleben. Sie haben sich gegen die Bevölkerung nach der Wahl verschworen.“
Bei den Verhandlungen mit der FPÖ habe die ÖVP eine Doppelmühle aufgestellt, ist Kickl überzeugt: „Entweder verzichtet die FPÖ auf alle Ämter oder es gibt die Dreierkoalition, die eh schon ausgepackelt war.“
Mehr noch als beim traditionellen politischen Aschermittwoch in Ried holte der FPÖ-Chef zu wüsten Beschimpfungen seiner Gegner aus. „Bilanzfälscher“ Ex-Finanzminister Magnus Brunner werde als EU-Kommissar die Flüchtlinge auch nicht zählen können, bei Ex-Kanzler Karl Nehammer handle es sich ohnehin um den „Oberversager“.
„Linke Zecken“
Wobei beide noch besser davonkamen als die SPÖ-Spitzen an deren Polit-Feiertag. „Bonze“ Michael Ludwig, sei eine „Knackwurst“ im Wiener Rathaus, während eine „linke Zecke“ Vizekanzler geworden sei.
Breiten Raum gab Kickl dem blauen Klassiker – dem Thema Ausländer: „Der Bevölkerungsaustausch ist in vollem Gange. Es braucht aber Remigration mit dem Abschiebeflieger“, so der blaue Obmann.
Immer wieder Neutralität
Zum Ukraine-Krieg betonte Kickl: „Wir sind die einzige Partei, die für Frieden und Neutralität einsteht. Liebe Kriegstreiber in den anderen Parteien: Unsere Söhne und Töchter bekommt ihr nicht.“ Hatte er beim Aschermittwoch-Auftritt in Ried noch US-Präsident Donald Trump gelobt, blieb dieser diesmal jedoch unerwähnt.
Seinen Anhängern im dicht gefüllten Bierzelt verspricht Kickl: „Gemeinsam werden wir die Verliererpartie in Wien auf die blauen Hörner nehmen.“
Einmal mehr rechtfertigte er den Abbruch der Koalitionsverhandlungen damit, dass er nicht den blauen Grundsätzen untreu werden wollte. Und der passionierte Kletterer bemühte einmal mehr eine Analogie aus dem Bergsport: „Es gibt gute Bergsteiger, die den Gipfel in Reichweite umgedreht haben, weil sie gespürt haben, dass da etwas nicht stimmt. Dann haben sie den Gipfelsieg im zweiten Anlauf gemacht.“ Das werde auch ihm gelingen. „Wir werden die Ampel zum Implodieren bringen. Ich muss euch noch um ein bisserl Geduld bitten. Aber der Volkskanzler kommt, das ist so sicher wie das Amen im Gebet.“
Corona-Ei
Schneller dürfte es mit der von der FPÖ propagierten Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen gehen. Kickl kündigt für die nächste Woche als erste Stufe an, der Regierung ein „schönes Ei“ zu legen. Näheres verriet er nicht.
Die Unterstützung von Haimbuchner dürfte ihm gewiss sein: „Regieren ist kein Selbstzweck. Wir tun das für das Gemeinwohl. Es war richtig, dass man sich von der ÖVP nicht an der Nase herumziehen lässt. Lieber Herbert, alles richtig gemacht.“