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Yann Tiersens neue Musik aus dem Meer

von Max

Analoge Synthesizer

Für diese bewegten Instrumental-Stücke hat Tiersen mit alten Drumcomputern Tribal-Beats zusammengebastelt. Die ergänzt er mit antiken elektronischen Instrumenten wie dem Ondioline und analogen Synthesizern zu einer mal meditativen, mal pulsierenden mystischen Klangwelt. Weil dieser Teil des Albums im Vorfeld der französischen Wahlen entstand, wurde er zum Aufruf, „auf die Straße zu gehen“. Denn: „Wie stark die Meeresverschmutzung durch Plastik allein in der Zeit, in der ich auf der Segeltour war, zugenommen hat, ist einfach verrückt. Das hat mich schockiert.“

Was ihn diesbezüglich noch wütender machte, war der Aufstieg der Rechtsextremen im Wahlkampf: „Der basiert auch auf der dystopischen Lüge, dass es keinen Klimawandel gibt. Und diese Lüge kommt von Leuten, die über 70 Jahre alt sind! Die dürften aber nichts damit zu tun haben, denn sie werden die Konsequenzen nicht mehr erleben. Um ein Desaster zu verhindern, müssen wir sofort handeln.“

Die meditativen Pianostücke von „Rathlin from a Distance“, dem anderen Teil des neuen Albums, hat Tiersen nach Orten benannt hat, die er auf der Segeltour besucht hat. Sie basieren auf ganz anderen Erfahrungen aus der Zeit auf dem Boot: „Das Segeln befreit deine Gedanken von all diesen absurden Konzepten der Gesellschaft. Denn da gibt es keine Grenzen zwischen Ländern. Die Natur ist ein offener Raum, in dem es keine Unterschiede zwischen Rassen, Religionen und sozialen Schichten oder arm und reich gibt. Außerdem musst du wegen der ständigen Gefahr durch Stürme immer voll auf den Moment konzentriert sein. Insgesamt ist das wie eine introspektive Reise zu dir selbst.“

Nein zu „Amelie“

So ist Tiersen mit diesem Album wieder ganz in dem Metier, in dem er sich wohlfühlt. Der Bretone wurde nämlich mit dem Soundtrack zum Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ berühmt, hat damit aber lange gehadert: „Ich habe meinen Vater verloren, als ich sieben Jahre alt war, und bin zur Musik gekommen, um diesen Schmerz zu verarbeiten“, erzählt er.

„Die Musik für den Film habe ich nicht extra geschrieben. Sie haben dafür Sachen aus meinen bis dahin erschienenen Alben genommen, die wegen des Tods meines Vaters Tiefgang und Bitterkeit hatte. Und plötzlich kam diese Musik in Zusammenhang mit einer romantischen, fantastischen Welt, die in einem ausschließlich weißen, absolut unrealen Paris spielt. Dadurch wurde sie in ein falsches Licht gerückt. Würde ich heute noch einmal danach gefragt werden, ich würde 1.000 Mal Nein sagen.“

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