Es ist ein Spin-Off der wohl größten Kunst-Saga der vergangenen Jahre. Denn der „Salvator Mundi“, das Leonardo da zugeschriebene Christusbild, hält nach seiner Auktion um 450 Millionen US-Dollar im Jahr 2017 noch immer den Titel als „teuerstes Bild der Welt“. Allerdings mehrten sich nach dem Deal Zweifel, ob nicht doch ein Schüler Leonardos das Bild ausführte.
Dass bei der Altmeister-Auktion im Wiener Dorotheum am Mittwoch eine Tuschzeichnung desselben Sujets den Preis von 650.000 Euro erzielte (ein Vielfaches des bei 100.000 bis 150.000 Euro angesetzten Schätzwerts), hat wohl auch mit der Vermutung zu tun, dass Leonardo bei dem unvollendeten Bild die Hand im Spiel gehabt haben könnte.
Dass die auf grundierter Holztafel ausgeführte Darstellung des Segnenden Christus ein eigenhändiger Leonardo sei, hatte das Auktionshaus – anders als Christie’s vor der Gemäldeauktion im Jahr 2017 – nie behauptet: Ausgewiesen ist das Bild als ein Werk des Spaniers Fernando Llanos, der in der Werkstatt des Meisters tätig war. Die Beteiligung Leonardos wird aber im Katalogtext klar insinuiert: „Die kräftigen, schweren, dunklen Pinselstriche, die für Korrekturen und Modellierungen verwendet wurden und besonders in den Haarlocken sichtbar werden, könnten sogar von einer anderen Hand stammen, vielleicht sogar von Leonardo selbst?“, heißt es da.
Anleihen an das Gemälde „Salvator Mundi“ fänden sich laut Auktionshaus zudem „im durchdringenden Blick, der als Brennpunkt der Komposition fungiert; an den abgedunkelten Augenhöhlen, die die Intensität dieses Blicks verstärken; und an der Umsetzung des Haars, dessen schlängelnde Bewegung an Wasserstrudel erinnert – ein Bild, das in Leonardos eigenen Schriften ausdrücklich genannt wird.“
Die Zuschreibung des „Salvator Mundi“ an Leonardo stellt das Dorotheum dabei nicht infrage. Freilich waren mehrere Künstler in der Werkstatt tätig und folgten den Anregungen des Meisters – etwa Giovanni Antonio Boltraffio, der von Experten auch als möglicher Autor des „Salvator Mundi“ ins Spiel gebracht wurde. Die aktuelle Schau „Leonardo-Dürer“ in der Albertina zeigt übrigens noch bis 9. 6. Originalzeichnungen von Loonardo, Boltraffio und andren Künstlern aus deren Umkreis.