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Zum vierten Mal Bridget Jones

von Max

Von Elisabeth Sereda 

Erfolg, so sagt man, ist eine Kombination aus Talent und Glück. Renée Zellweger hatte immer beides. Von „Jerry Maguire“ bis „Chicago“, von der Darstellung der Judy Garland, für die sie 2020 den Oscar gewann, bis hin zur Rolle der von den Fans geliebten Bridget Jones – Zellweger hat sich in Hollywood einen festen Platz erobert.

Ihre Karriere begann nicht über Nacht; der Ruhm ließ auf sich warten. Es dauerte eine Weile, bis sich Regisseure die kleine blonde Schauspielerin mit der weichen Stimme und dem außergewöhnlichen Gesicht für ihre Projekte vorstellen konnten. Doch mit ihrer erstaunlichen Wandlungsfähigkeit überzeugte sie auch die größten Zweifler, sei es in Komödien oder Dramen.

Nun liegen 24 Jahre zwischen dem ersten und dem neuesten „Bridget Jones“-Film. Der letzte, „Bridget Jones’ Baby“, erschien vor neun Jahren. Mit ihrem tiefen Verständnis für ihre Rolle und ihrer Liebe zum gesamten kreativen Prozess beweist Renee Zellweger hier erneut, dass sie eine Schauspielerin von außergewöhnlichem Format ist.

„Bridget Jones: Mad About the Boy“ basiert, wie auch die vorherigen Teile, auf dem Buch von Helen Fielding – dieses erschien bereits 2013. Die Anlehnung an das Buch, nicht nur eine einfache filmische Fortsetzung, waren der Titeldarstellerin wie auch schon beim zweiten und dritten Teil wichtig: „Ich habe immer gespürt, als müsste ich diese Rolle beschützen, denn der erste Film war so wichtig und bedeutend für mich“, erklärt Zellweger. „Nicht nur für meinen Karrierestart, sondern auch persönlich, vom Moment an, in dem ich das Buch gekauft habe und mich – lange bevor es ein Filmprojekt gab – in diesen Charakter verliebte, bis zu dem Punkt, an dem wir dann den Film drehten. Es war einzigartig, und es war mir wichtig, dass jede Fortsetzung mit derselben Tiefe und derselben Energie gemacht wird und dieselbe Bedeutung und Seele hat.“

Auch die Reunion mit ihren Kollegen war ein Mitgrund, das Angebot für den vierten Teil der Reihe anzunehmen: „Es ist so nett, alle wiederzusehen. Es fühlt sich an, als hätte die Geschichte nie geendet, als würde ich einfach nahtlos weitermachen.“

Die Schauspielerin gibt zu, dass sie sich nie als Komödiantin gesehen hat: „Ich mag Komödien als Zuschauerin, aber dass ich selbst witzig sein kann, ist mir bis heute nicht ganz klar. Komödiantinnen wie Lucille Ball, Carol Burnett oder Lily Tomlin sind für mich wahre Meisterinnen der Kunst. Aber bei jedem Dreh spüre ich, wie sehr ich dieses Genre liebe.“

„Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ zeigt die Titelheldin als alleinerziehende Mutter    

Patschert wie Bridget

Auch wenn sie die Komödie nicht immer für sich selbst in Betracht gezogen hatte, gibt es viele Momente, in denen sie sich wie ihre Rolle, Bridget Jones, fühlt. „Oh, ich lebe mit der Angst, tollpatschig zu wirken, besonders auf dem roten Teppich. Ich sehe mich selbst nicht als Filmstar. Ich gehe fast davon aus, dass ich wie Bridget über mein Kleid stolpere und in einer Pfütze lande. Bridget ist so pur und unbescholten, aber innerlich fühlt sie sich oft unsicher und tollpatschig. Sie will elegant und stilsicher wirken, doch das geht meistens schief.“ Diese Unsicherheit bringt Zellweger in ihrer Darstellung der Figur auf die Leinwand: „Es gibt nicht viele Rollen, bei denen man so deutlich zeigen kann, wie sich jemand innerlich fühlt. Bridget ist nie selbstgefällig, sie dreht sich nicht nur um sich selbst. Sie ist total ehrlich, und das macht sie so liebenswert. Sie versucht immer, ehrlich zu sein, selbst wenn es nicht immer diplomatisch ist.“

Zellwegers Co-Star Hugh Grant sagte oft, dass „Bridget Jones“ ihm die Rolle gegeben hat, die ihm selbst am meisten ähnlich ist – ein richtiges „Arschloch“.

Ehrlich wie Hugh

Hier lacht Zellweger: „Wenn wir über Ehrlichkeit sprechen, dann ist Hugh der Inbegriff davon. Wenn er schlecht drauf ist, merkt das jeder, er verbirgt es nicht. Ich persönlich finde das charmant. Und auch wenn er früher viel mehr gemeckert hat, so hat sich das inzwischen etwas geändert“, erzählt sie.

Ehrlichkeit, so sagt Zellweger, sei auch in Hollywood wichtig, aber nicht immer in der Art, wie man es von Bridget erwarten würde: „Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig. Aber ich verhalte mich nicht immer wie Bridget, man muss nicht immer alles sagen, was man denkt. Zurückhaltung ist nicht gleich Unehrlichkeit. Mit meinen Freunden kann ich offen über alles sprechen.“

Zellweger war 31, als sie den ersten „Bridget Jones“-Film drehte. Sie wurde genau wie die Romanautorin Helen Fielding mit der Rolle älter. Zu ihrem eigenen Älterwerden als Schauspielerin und Privatperson hat sie eine gesunde Einstellung: „Ich fühle mich wie ein Kind. Mein 50. Geburtstag war wie eine Wiedergeburt, und ich konnte es kaum erwarten, in diese neue Lebensphase einzutreten. Man lernt viel ohne die Herausforderungen der 20er- und 30er-Jahre. Aber ganz ohne Herausforderungen wären die Triumphe nicht so bedeutsam.“

Das Gleichgewicht zu finden, fällt ihr leichter, weil sie anders aufwuchs als viele Hollywood-Stars: „Meine Eltern waren weltoffene Freidenker, die immer neugierig auf die Welt waren. Bei uns war es nie langweilig. Ich glaube, ihre Ehe hat so gut funktioniert, weil sie immer nach neuen Erfahrungen strebten.“

Frisch wie eine Rose

In Bezug auf die Beratung, die sie im Laufe ihrer Karriere erhalten hat, erwähnt Zellweger die Schauspielerin Salma Hayek, die eine gute Freundin von ihr ist: „Sie sagte einmal in Bezug auf das hektische Leben, das Teil unseres Berufs ist, wenn wir ständig unterwegs sind und erwartet wird, dass wir immer funktionieren: ‚Eine Rose kann nicht das ganze Jahr über blühen, es sei denn, sie ist aus Plastik.‘“

In den vergangenen sechs Jahren drehte Zellweger nur zwei Projekte, eine Serie („The Thing About Pam“) und eben den Bridget-Jones-Film. Der Rückzug aus dem hektischen Business war selbst gewählt: „Ich wollte neue Dinge lernen und mich mit mir selbst beschäftigen. Es ist schwierig, Neues zu lernen, wenn man ständig in Filmdrehs steckt“, sagt die Schauspielerin. „Aber ich liebe die kreative Zusammenarbeit beim Filmemachen und vermisse sie, wenn ich eine Pause mache. Ich mag Teamarbeit – das genoss ich schon, als ich Kellnerin war. Und man kann sie in jedem Job haben, wenn man Menschen findet, die man mag und respektiert.“

Viele Schauspieler wählen ihre Projekte nur basierend auf ihren Rollen aus. Für Zellweger war es immer das Gesamtwerk, das sie interessierte. „Mir geht es immer um das Projekt: das Drehbuch, die Story“, erklärt sie. „So war es schon bei ,Jerry Maguire‘ (1996), und so ist es bei allen meinen anderen Filmen. Ich habe auch kein Ego in Bezug auf Nebenrollen. Oft sind das sogar die besseren Rollen.“

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