Startseite Politik Der russische Durchbruch westlich von Awdijiwka weitet sich aus

Der russische Durchbruch westlich von Awdijiwka weitet sich aus

von Max

Der Durchbruch, den die russischen Streitkräfte vergangene Woche an der Front nordwestlich von Awdijwka erzielen konnten, weitet sich aus: Von der Ortschaft Otscheretyne aus stoßen russische Verbände derzeit in mehrere Richtungen vor, meldeten am Sonntag die Eroberung des Ortes Nowobachmutiwka. Zwar handelt es sich jeweils um kleine Ortschaften, doch könnte dies der Beginn eines breiteren Vormarsches der russischen Streitkräfte sein: Nach dem Fall Awdijiwkas im Februar zogen sich die ukrainischen Verbände einige Kilometer zurück, auf leichter zu verteidigendes Terrain – was den russischen Streitkräften die Möglichkeit gab, sieben bis zehn Kilometer vorzurücken. 

Diese ukrainische Verteidigungslinie – südlich von Nowobachmutiwka – bricht derzeit zusammen. Es ist anzunehmen, dass sich die ukrainischen Streitkräfte nun weitere zehn Kilometer westlich absetzen und dort am Fluss Wowtscha eine weitere Verteidigungslinie bilden. Auch nördlich und nordwestlich von Otscheretyne rücken die russischen Truppen vor.

Noch sind diese Geländegewinne überschaubar – sie könnten jedoch einen ähnlichen Effekt wie die Einnahme von Soledar im Jänner 2023 haben, die später zur Eroberung von Bachmut führte. 

Das Ergebnis der Abnützungskriegs

In der Ukraine wird die 115. Mechanisierte Brigade für den russischen Durchbruch verantwortlich gemacht. Sie hätte die 47. Mechanisierte Brigade bei Otscheretyne entlasten sollen, habe sich jedoch unerlaubt zurückgezogen. Ob diese Vorwürfe zutreffen oder nicht – die Gebietsverluste haben klare Gründe: Der Mangel an frischen Kräften, der Mangel an Artilleriemunition, schlecht ausgebaute Verteidigungsstellungen, zu wenig Flugabwehrsysteme. Russische FAB-Bomben zerstören immer häufiger ukrainische Stellungen. Diese Gleitbomben sind im Wesentlichen konventionelle Bomben, die mit Navigationssystemen und zusätzlichen Flügeln ausgestattet sind. 

Mit dem russischen Durchbruch steigt für die ukrainischen Streitkräfte der Zeitdruck, eine bereits in Bau befindliche größere Verteidigungslinie mit Stellungssystemen, Drachenzähnen und Minengürteln rechtzeitig fertigzustellen. Insbesondere, weil in den kommenden Wochen mit einer größeren russischen Offensive gerechnet wird. Bereits jetzt sollen sich russische Verbände mit einer Stärke von 10.000 Soldaten in der Nähe des Frontabschnitts westlich von Awdijwka aufhalten.

Einen großen Anteil an der Verteidigung in diesem Abschnitt trägt die 47. Mechanisierte Brigade, die seit der gescheiterten Gegenoffensive vergangenen Sommer de facto keine Ruhepausen hatte und seit dem Fall von Awdijwka ein Verzögerungsgefecht führt. Ihrer Drohnenkompanie, die unter anderem die ersten russischen Granatwerfer-Bodendrohnen ausschalten konnte, setzen die Russen mittlerweile „Schildkrötenpanzer“ entgegen: Kampfpanzer, die mit zusätzlichen Stahldächern und Minenpflügen ausgestattet sind und als Durchbruchelemente gelten. In deren Windschatten rücken gewöhnliche Panzer und Mannschaftstransporter nach.

Der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrksy, hatte Mitte April eingeräumt, dass sich die Lage an der Ostfront „bedeutend verschlechtert“ habe. Am Montag prognostizierte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, für Mitte Mai, Anfang Juni eine weitere Verschlechterung. „Wir denken, dass uns in der nahen Zukunft eine eher schwierige Lage erwartet“, sagte er in einem Interview.

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